Jan. 16
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Die deutschen Wirtschaftsverbände sehen auch das neue Jahr 2016 im Zeichen starker Konjunkturaussichten, aber dennoch ist die Freude getrübt. Die Integration der vielen Flüchtlinge sorgt in den Chefetagen für Kopfzerbrechen.
Die deutschen Wirtschaftsverbände sehen die nahe Zukunft durchweg positiv, sorgen sich aber langfristig um den Wohlstand in der Bundesrepublik. Die fünf bedeutendsten Lobbyverbände äußern zudem deutliche Kritik an der Arbeit der Bundesregierung und fordern mehr Reformen und Investitionen. Auch der zunehmende nationale Egoismus in Europa, gerade auch im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise seien eine echte Herausforderung. Dies sind die Eckpunkte einer Befragung der Nachrichtenagentur Reuters, die diese an die Lobbyisten gerichtet hatte. So kritisierte beispielsweise Hans Peter Wollseifer, Handwerkspräsident, dass die Bundesregierung gegen die Wirtschaft arbeite und nannte als Beleg dazu die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Insbesondere der Abbau der Bürokratie müsse stärker vorangetrieben werden.
Ähnliches war von Seiten des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zu hören. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) forderte sowohl Verbesserungen in der Steuer- und Energiepolitik, um so die deutsche Wirtschaft zu stärken, wie auch mehr Investitionen. Dennoch sieht das Gros der deutschen Wirtschaft die Zukunft deutlich positiver, als es die Kritik vermuten lässt. So verweist der BDI auf den nach wie vor positiven Arbeitsmarkt wie auch auf die nach wie vor sehr gute Stellung der Industrie – was auch seitens Handwerkspräsident Wollseifer bestärkt wird: „Insgesamt gut“ bewertet dieser die Aussicht auf die ökonomische Entwicklung. Diese Ansicht werde gestützt durch den langjährig sehr hohen Wert des Ifo-Index, dem wichtigsten deutschen Stimmungsbarometer.
Das derzeit größte Problem sehen die Cheflobbyisten indes in der Frage der Integration der Hunderttausenden Flüchtlingen, die derzeit nach Europa und Deutschland strömen. Diese könnten die Probleme des deutschen Fachkräftemangels nach Ansicht von Arbeitgeberpräsident Kramer nicht lösen, wohl aber Chancen für den Arbeitsmarkt bieten. Hier benötige man aber ausreichend Zeit, bis sich dieser Effekt zeigen werde. Sehr viel kritischer als die Zahl der Flüchtlinge sehen die Lobbyisten aber die größer werdende Kluft innerhalb von Europa, die sich bei der Frage, wie mit den Flüchtenden umzugehen sei, auftue. Sie befürchten hier ein Auseinanderbrechen Europas und einen damit einhergehenden Verlust von Wohlstand, Sicherheit und wirtschaftlichem Erfolg.