Okt. 16
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In Deutschland zeichnet sich die Verfestigung von sozialer Ungleichheit ab. Eine Studie belegt, dass immer weniger armen Menschen den Aufstieg in eine höhere Einkommensgruppe gelingt. Die Mittelschicht indes sieht sich von einem erhöhten Abstiegsrisiko bedroht.
Menschen, die von Armut betroffen sind, bleiben dies zumeist dauerhaft. Dies zeigt nun eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung, die als gewerkschaftsnah gilt. Bei der Verteilung von Einkommen gibt es demnach eine Ungleichheit, deren Ausmaß einen neuen Höchststand angenommen hat. Die Daten von fünf Jahren zeigen, dass deutlich weniger Menschen den sozialen Aufstieg schaffen, als es noch in den 1990er Jahren möglich war. So konnten in den Jahren 1991 und 1995 circa 58 Prozent der Armen eine finanzielle Verbesserung erreichen und in eine bessere Lohngruppe aufsteigen. In den Jahren 2009 bis 2013 gelang dies nur noch etwa 50 Prozent.
Keine Sorgen machen muss sich, wer als reich gilt. Er bleibt es zumeist. In den betrachteten 1990er Jahren hielt sich rund die Hälfte der Reichen in der obersten Einkommensklasse, 60 Prozent waren es in den Jahren 2009 bis 2013.
Die Ungleichheitsverteilung von Reichtum erlangt in der Bundesrepublik Deutschland damit einen neuen Höchststand. Nachdem in den Jahren nach 2005 zunächst ein Absinken der jeweiligen statistischen Werte erkennbar war, stiegen diese vor allem in den letzten Jahren wieder besonders deutlich an.
Die Studie ordnet Armut all denen zu, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des Medians von 19.600 Euro beträgt. Dies entspricht aktuell weniger als 11.700 Euro. Reich gilt, wer mehr als die doppelte Summe des Medians verdient.
WSI-Direktorin Anke Hassel betont, dass die Studie ein Belegt dafür sei, dass Reiche heutzutage eher reich und Arme eher arm bleiben. Ein wachsendes Abstiegsrisiko betreffe aber vor allem die Mittelschicht. Die Politik sei aufgefordert, stärker in Bildung zu investieren und sich stärker gegen geringfügige Beschäftigungsverhältnisse oder Arbeitslosigkeit zu engagieren. Kinder von sozial benachteiligten Familien solle stärker frühkindliche Förderung zu Gute kommen, forderte Hassel.