Deutsche Bank steckt in der Krise – und mit ihr das Bankensystem

Auf ihrer aktuellen Hauptversammlung wird deutlich, wie sehr die Deutsche Bank in der Krise steckt. Aber: Nicht alle Probleme sind Folgen von Fehlentscheidungen. Einiges davon ist branchenspezifisch – was die Frage aufwirft, ob Banking überhaupt noch ein gutes Geschäftsmodell darstellt.
Die Deutsche Bank ist Deutschlands größtes Geldinstitut und dennoch will die Bank nun schrumpfen. Der Verkauf der Postbank wird ein gravierender Einschnitt werden – und genau dies wird unter anderem nun auf der jüngsten Hauptversammlung thematisiert. Diese steht ohnedies unter keinem guten Stern, ist es doch auch die erste HV seit der Bekanntgabe der Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Euro wegen Zinsmanipulationen und auch die erste HV, seit Vorstandschef Jürgen Fitschen wegen versuchtem Prozessbetrug angeklagt wird. Die Möglichkeit, dass nun zum ersten Mal in der Geschichte der Bank, dass sich namhafte Großaktionäre weigern werden, den Vorstand zu entlasten, scheint so real wie nie zuvor. Zudem sind es nicht nur die zahlreichen Skandale, die die derzeitige Lage der Bank so belastet. Berücksichtigt man die Eigenkapitalrendite, so fällt auf, dass die Deutsche Bank hier schlecht dasteht.

Unter Eigenkapitalrendite versteht man das Verhältnis von Gewinn zum eingesetzten Kapital. Dies lag bei der Deutschen Bank in den letzten Jahren zwischen 0,4 und 2,7 Prozent – und damit auf dem Niveau des so oft gescholtenen Sparbuches. Auch der Aktienkurs gibt wenig Anlass zur Freude: Einst war eine Aktie 100 Euro teuer, heute bewegt sich der Kurs bei gerade einmal 30 Euro. Dies hat zur Folge, dass das Institut aus den Top-10 der größten Geldhäuser Europas herausgefallen ist, beträgt der Börsenwert inzwischen doch nur noch 40 Milliarden Euro.
Die Gründe sind vielfältig: Von der Fehleinschätzung, man könne nach der Finanzkrise weitermachen wie bisher bis hin zum Festhalten am Massengeschäft reicht die Palette. Dabei wird indes auch deutlich, wie sich das Geschäft rund ums Banking allgemein verändert hat – und auch alle Wettbewerber unabhängig von deren Größe erfasst hat. In der Vergangenheit resultierten die Gewinne von Banken unter anderem aus dem langfristigen Verleihen des durch Kunden kurzfristig angelegten Geldes. Da langfristige Zinsen höher waren als die zu zahlenden Zinsen an die Kurzfristanleger, konnten Banken gleichsam automatisch hohe Gewinne verbuchen. Bei den aktuell zu erzielenden Niedrigzinsen sowohl bei Geldanlage wie auch bei Krediten, stößt dieses Geschäftsmodell nun an seine Grenzen – und wirft die Frage auf, ob manche Kreditinstitute langfristig überhaupt noch existieren können.

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