Mai 17
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Knapp die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens in Deutschland geht nach einer Studie der OECD für Steuern und Sozialabgaben drauf. Lediglich in Belgien sind diese Werte noch höher.
Die Industrieländerorganisation OECD kommt in der Studie „Taxing Wages“ zu dem Ergebnis, dass die Belastungen von Arbeitseinkommen in Deutschland weltweit den zweiten Platz einnehmen. Lediglich in Belgien ist dies noch höher.
Der Studie zufolge beträgt im Jahre 2016 die Abgabenlast, die ein deutscher Durchschnittsverdiener auf sein Einkommen zu zahlen hat, 49,4 Prozent und liegt damit klar über dem von der OECD ermittelten Durchschnitt von 36,0 Prozent. Nur in Belgien liegt die Belastung mit 54,0 Prozent noch höher.
Als Argumentationshilfe, beispielsweise im Wahlkampf, taugen die Erkenntnisse aus der OECD-Studien allerdings nur bedingt. Die Werte für Deutschland resultieren nicht unbedingt aus hohen steuerlichen Abgaben, sondern vielmehr aus einem hohen Anteil an Sozialabgaben. Diese betreffen sowohl Arbeitnehmer wie Arbeitgeber. Auch betrachtet die Studie hier nicht, welche Leistungen mit den jeweiligen Abgaben in jedem Land verbunden sind. Weit unter den Belastungen, die die Deutschen hinnehmen müssen, liegen beispielweise Länder wie die USA, Mexiko oder auch Griechenland.
Allerdings handelt es sich dabei um Nationen, deren Sozialsysteme weitaus schwächer ausgeprägt sind, als dies hierzulande der Fall ist. Allerdings liegen auch einige Länder, die ihren Bürgern bessere Sozialleistungen gewähren, unter dem Wert für Deutschland. Dazu zählen beispielsweise skandinavische Länder.
In Deutschland liegt die Last durch die Abgaben für alle in der Studie betrachteten Haushaltstypen über dem Schnitt der OECD. Allerdings werden auch hierzulande, wie in nahezu allen anderen Industrieländern, Familien mit Kindern bei der Steuerberechnung gefördert. Somit kann ein Ehepaar mit zwei Kindern 87,7 Prozent des Einkommens behalten, wenn nur ein Elternteil berufstätig ist. Ein lediger Alleinverdiener kann nur 60,3 Prozent für sich behalten. Diese Differenz resultiert aus dem Ehegattensplitting. Hier profitieren Familien stets dann, wenn nur eine Person einem Beruf nachgeht. Allerdings steht dieses Procedere im Kreuzfeuer der Kritik: Dies würde den Anreiz für eine Erwerbstätigkeit schmälern – vor allem bei Frauen.