Jan. 17
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Seit mehreren Monaten versuchten Manager die Fusion von Linde mit dem Wettbewerber Praxair zu erschweren. Die Führungsspitzen der beiden Unternehmen haben sich nun dennoch einigen können und erschaffen mit dem Zusammenschluss einen neuen Weltmarktführer in Sachen Gase. Weniger euphorisch geben sich indes die Arbeitnehmer.
Die Verhandlungen waren lang und oftmals zäh und drohten immer wieder zu scheitern, aber nun haben sich Linde und Praxair auf die Eckpunkte einer Fusion geeinigt. Das neue Unternehmen wird damit zum weltgrößten Gasekonzern aufsteigen. Wolfgang Reitzle, der Aufsichtschef von Linde, wird diesen Posten auch künftig besetzen und zusammen mit Praxair-Boss Steve Angel künftig die Konzernleitung innehaben. Der Zusammenschluss werde über einen Aktientausch erfolgen, so dass die bisherigen Aktionäre künftig je die Hälfte an dem zusammengeschlossenen Unternehmen halten werden.
Noch im September sah dies alles anders aus, als der Zusammenschluss zu scheitern drohte. Weder auf eine Struktur des neuen Unternehmens noch auf den Firmensitz hatte man sich seinerzeit einigen können. Hier waren vor allem interne Machtkämpfe ausschlaggebend gewesen. Hier konnte man sich inzwischen auf eine Aufteilung der Zentralfunktionen zwischen den USA und München einigen. Als Unternehmensname werde Linde weiterhin geführt werden. Allerdings werde Danbury im US-amerikanischen Bundesstaat Connecticut weiter der Dienstsitz von Konzernchef Angel bleiben. Jeweils aus Deutschen und Amerikanern werde sich künftig im gleichen Verhältnis das Top-Management zusammensetzen. Diese Eckdaten nannte Linde nun.
Mit der Fusion werde man nun am französischen Rivalen Air Liquide vorbeiziehen und zum Weltmarktführer aufsteigen. Der Jahresumsatz des neuen Unternehmens werde 28 Milliarden Euro ausmachen. Der Börsenwert dürfte sich damit auf etwa 60 Milliarden Euro belaufen. Gelistet werde die Holding sowohl an den Börsen in Frankfurt wie auch New York. Rechtlich wolle man den Sitz in einem neutralen Land innerhalb des europäischen Wirtschaftsraums legen. Insgesamt kalkuliert das Unternehmen zudem mit Synergieeffekten, die zu Einsparungen von rund einer Milliarde Dollar führen soll. Scheitern kann die Fusion noch am Widerstand der Behörden und Gremien. Die Kartellbehörden müssen hier noch zustimmen und auch die Arbeitnehmer zeigen sich weiterhin skeptisch. Die deutsche Mitbestimmung werde im Zuge der Fusion verloren gehen. Einer neuen Unternehmenskultur werde damit Tür und Tor geöffnet, so die Sorgen der Mitarbeiter.