Juni 20
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Ein Plus von 20 Prozent bei der Anzahl der Firmeninsolvenzen befürchtet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform als Folge der Krise um das Corona-Virus. Allerdings begann das erste Jahr sogar besser, denn die Summe der Firmenpleiten ging hier um acht Prozent zurück.
Eine „Insolvenzwelle von bisher nicht gekanntem Ausmaß“ droht Deutschland für den Fall, dass sich die Wirtschaft nicht schnell genug von dem konjunkturellen Einbruch erhole, den die Corona-Pandemie ausgelöst habe. Dies glaubt Creditreform. Hier geht man davon aus, dass die Anzahl der Firmeninsolvenzen um bis zu 20 Prozent zunehmen könne, sagt der Hauptgeschäftsführer von Creditreform, Volker Ulbricht.
Anders sah es indes im ersten Halbjahr 2020 aus, denn die Zahl der Pleiten im Geschäftssektor ging sogar nochmals im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um 8,2 Prozent zurück. 8900 Betriebe mussten schließen. Dies habe 125.000 Arbeitsplätze gekostet und es seien Schäden in Höhe von etwa zwölf Milliarden Euro entstanden. Ulbricht betont, dass sich nun aber eine Loslösung der Insolvenzen von der wirtschaftlichen Situation der Unternehmen vollziehe. Die unterstützenden Maßnahmen in Höhe von vielen Milliarden Euro durch die Bundesregierung seien hier maßgebend und auch die bis Ende September währende Aussetzung der Insolvenzantragspflicht trage dazu bei. Diese könne für ein weiteres halbes Jahr verlängert werden und reiche dann bis Ende März 2021.
Creditreform kommentierte dies mit der Aussage, dass man offenbar übers Ziel hinausgeschossen sei, wenn dies zur Folge habe, dass man einigen Unternehmen damit „den Gang zum Insolvenzgericht erspart habe“. Dies betreffe vor allem Betriebe, die bereits vor der Corona-Pandemie Gefahr liefen, zahlungsunfähig zu werden. Die Maßnahmen würden daher die Welle an Insolvenzen lediglich auf einen späteren Zeitpunkt vertagen. Daher sehe man vor allem für die zweite Hälfte des Jahres wie auch für das kommende Jahr eine große Gefahr, dass die Zahl der Insolvenzen ansteigen werde. Zudem würden auch immer mehr nicht nur junge Unternehmen von der Insolvenz betroffen sein, sondern oftmals auch etablierte Betriebe. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 sei die Hälfte aller Pleiteunternehmen älter als zehn Jahre am Markt gewesen.